Gute und böse Steuern.
Steuern haben unter den Menschen und auch unter den Ökonomen einen schlechten Ruf. Man ist sich weitgehend einig darin, dass Steuern so niedrig wie möglich sein sollen, und dass die Erhebung von Steuern den gesamtgesellschaftlichen Wohlstand mindert.
Ein realistischer Blick auf die Welt zeigt aber – wir haben von vielem zu viel. Wir produzieren zu viel Müll, wir erzeugen zu viel Lärm, wir emittieren zu viele Abgase und Abwässer der unterschiedlichsten Arten, wir verbrauchen zu viele Rohstoffe und zu viel Energie, zu viel Verkehr beschädigt unsere Städte und Regionen schwer, wir nehmen zu viel Land in Beschlag, wir rotten zu viele Tier- und Pflanzenarten aus - und es existieren zu große Vermögen, Details hierzu in unserem Artikel ÜberGroßeVermögen. Alles dieses mindert unsere Lebensqualität – also unsere Zufriedenheit. In allen diesen Bereichen wäre weniger mehr. Eine Verminderung der oben dargestellten Faktoren würde unser Leben verbessern.
Andererseits haben wir in manchen Bereichen zu wenig. Wir haben zu wenig Bildung, zu wenig wirklich hochwertige Lebensmittel, zu wenig von allen möglichen Dienstleistungen (Handwerker, Pflege, Fürsorge…), und wir haben zu wenig Arbeit für niedriger qualifizierte Menschen. Die Theorie der Marktwirtschaft geht davon aus, dass die Preise die Nachfrage beeinflussen. Höhere Preise dämpfen in der Regel die Nachfrage, niedrigere Preise erhöhen sie. Der Staat kann die Preise Steuern - durch seine Steuern. Deswegen heißen die auch so. Höhere Steuern führen zu höheren Preisen, niedrigere Steuern zu niedrigeren Preisen. Somit ist es also möglich, durch höhere Steuern die Nachfrage nach bestimmten Gütern zu dämpfen, und durch niedrigere Steuern zu erhöhen.
Unser Staat finanziert sich zu erheblichen Teilen durch die Besteuerung niedriger Einkommen und durch den Konsum von Menschen mit niedrigen Einkommen. So verteuert er niedrig qualifizierte Arbeit, wie wir in dem Aufsatz ÜberArbeitslosigkeit ausgeführt haben. Wenn ein Staat also die Lebensqualität seiner Bürger maximieren will, so muss er den Verbrauch derjenigen Güter höher besteuern, von dem zu viel verbraucht wird, und die Steuern auf den Verbrauch derjenigen Güter senken oder abschaffen, von denen zu wenig verbraucht wird.
Aber wer bestimmt eigentlich, von was zu viel, und von was zu wenig verbraucht wird? In einer Demokratie kann das nur der Souverän tun, und das ist das Volk. Politiker können das nicht, sie sind viel zu weit weg von der Lebenswirklichkeit des Durchschnittsmenschen. Der Souverän muss über diese Fragen einen politischen Diskurs führen, verschiedene Positionen formulieren und in letzter Instanz abstimmen. Dann kann der Staat die Steuern entsprechend anpassen – und so durch seine Steuern die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt mehren.
Diese Aussage steht offensichtlich im Widerspruch zu einer in den ökonomischen Wissenschaften fest etablierten Lehrmeinung. Ich kann auch nichts dafür.