Ökonomie und Zufriedenheit und Glück.

Wenn wir darüber nachdenken, welche Motivation alle Menschen bei ihrem Handeln gemeinsam haben, kommen wir schnell auf die Themen „Zufriedenheit und Glück“. Schon in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, aber auch in der zeitgleichen Regierungserklärung von König Friedrich IV. von Preußen ist das „Streben nach Glück“ aller Menschen erwähnt.

Die Strategien, Mittel und Wege sind extrem unterschiedlich. Das Ziel ist das gleiche: Man möchte glücklich und zufrieden leben.

Familienmenschen suchen das Glück im Kreise ihrer Familie, Karrieristen glauben, dass beruflicher Erfolg sie glücklich macht, Leistungssportler leben von den Glücksmomenten bei sportlichen Erfolgen, extreme religiöse Fanatiker sehen wenig Chancen im Diesseits und suchen einen schnellen Weg ins Jenseits, wo ihnen mehr Glück versprochen ist. Manche Menschen realisieren ihr persönliches Glück in der Aufopferung für andere oder für ein Ideal.

Insofern ist die gesamtgesellschaftliche Zufriedenheit ein äußerst tauglicher Maßstab für den Erfolg politischen – und gerade auch wirtschaftspolitischen – Handelns. Die Messung von Glück und der individuellen und gesamtgesellschaftlichen Zufriedenheit ist Gegenstand der sogenannten „Glücksforschung“ in der Psychologie. Dazu werden Menschen nach ihrer aktuellen Lebenszufriedenheit befragt und die Ergebnisse auf einer Skala - meist von 1 bis 10 - zugeordnet.

Was nun den Zusammenhang zwischen Wohlstand und Zufriedenheit betrifft, so sind die Resultate aus tausenden von Untersuchungen eindeutig: Mit zunehmendem Wohlstand steigt auch die Zufriedenheit zunächst deutlich an: Armut macht offensichtlich unglücklich, Wohlstand glücklicher.

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Auffallend ist allerdings, dass die zunächst steil ansteigende Zufriedenheitskurve erstaunlich früh in die Horizontale übergeht: In den sogenannten „entwickelten Ländern“ ist jenseits einer Größenordnung von ca. 2000 € pro Monat kaum mehr eine Zunahme der Zufriedenheit zu beobachten. Ergo macht Reichtum nicht glücklicher als Wohlstand. Das gilt auch im Ländervergleich: In armen Ländern ist die Zufriedenheit zwar sehr gering, aber schon jenseits eines vergleichsweise niedrigen Wohlstandsniveaus steigt sie kaum nennenswert an.

Geht man davon aus, dass die Ressourcen unseres Planeten Erde begrenzt sind und der globale materielle Wohlstand nicht unbegrenzt zu steigern ist, muss man schlussfolgern, dass eine gerechte Verteilung des Wohlstands – sowohl innerhalb eines Landes, als auch global – eine wirksame Methode zur Erhöhung der gesamtgesellschaftlichen und globalen Zufriedenheit ist. Oder anders ausgedrückt: Große materielle Ungleichheit macht viele Menschen unglücklich.

Rechnerisch lässt sich zeigen, dass sich die größte gesamtgesellschaftliche Zufriedenheit bei einem Einheitseinkommen einstellt. Allerdings hat ein solches eine Reihe von gesamtwirtschaftlichen Nachteilen, und wie so oft lässt sich auch hier vermuten, dass es irgendwo ein Optimum für die Verteilung des Wohlstandes gibt. Bereits Platon soll über die Verteilung des Wohlstands in einem idealen Staat nachgedacht haben und im Verhältnis 1 zu 4 zwischen dem ärmsten und dem reichsten Mann in einem Staat das Ideal gefunden haben.

Heute nehmen wir die Einkommens- und Vermögensverteilung als gegeben hin. Die Mehrheit der Ökonomen geht davon aus, dass sie einerseits ein Resultat des „freien Spiels der Kräfte“ am Markt sind und dadurch ein gesamtgesellschaftliches Optimum entsteht. Anderseits folgern sie aus dem Umstand, dass die Unterschiede zwischen den Ländern überraschend gering sind, dass sich die Vermögensverteilung ohnehin nicht grundlegend ändern lässt.

Die hier angeführten Überlegungen zeigen allerdings, dass das Thema Vermögensverteilung eigentlich ein wichtiges Thema der gesamtgesellschaftlichen Diskussion ist. Zivilgesellschaft, Politik, Wissenschaft und gesellschaftliche Gruppen müßten die aufgeworfenen Fragen erörtern und die Vor- und Nachteile ihrer Lösungen gegeneinander abwägen. Schließlich wären einige konkurrierende Modelle zu formulieren, mit Maßnahmen zu versehen und politisch zu beschließen. Wir bekennen, dass wir die Einführung der Direkten Demokratie auf Bundesebene für dringend erforderlich halten. Derartig wichtige Entscheidungen möchten wir auf keinen Fall den Politikern allein überlassen.

Sofern der Souverän für eine gleichmäßigere Vermögens- und Einkommensverteilung votiert, wäre eine umfassende Änderung der Steuersystems angesagt. Die Abschaffung der Einkommensteuer auf kleine und mittlere Einkommen, die Abschaffung der Mehrwertsteuer, ein angemessener Spitzensteuersatz und eine partielle Enteignung der sehr großen Vermögen wären dann weiterzudenken. Weitere Gedanken zum Thema Steuern finden sich in ÜberSteuern.

Eine derart großangelegte Reform müsste in mehreren Schritten umgesetzt werden, denn so kann man die Erfahrungen evaluieren und gegebenenfalls nachsteuern.