Optima sind der Normalfall

Im richtigen Leben versuchen wir alle ständig, die besten Lösungen für uns zu finden. Wir wägen ab bei der Größe unserer Wohnung , bei der beruflichen Karriere , bei der Wahl von Verkehrsmitteln und bei Investitionen in Konsumgüter. Oft läßt sich das Resultat in eine Kennzahl fassen, z.B. „Wohnfläche“, „Verkehrsmenge“, „Einkommen“, „Arbeitsstunden“ etc. Oft ist dies aber nicht möglich, weil zu viele Faktoren ineinanderwirken. Ziel unseres Optimierungsprozesses ist die Maximierung der Lebensqualität, wobei den meisten Menschen klar ist, dass diese nicht beliebig auf Kosten der Mitmenschen und unserer Umwelt funktioniert.

Auch im professionellen Umfeld finden fortwährend Optimierungsprozesse statt. Ein Arzt versucht die richtige Dosis eines Medikaments zu finden und optimiert die gewünschte (Haupt)Wirkung gegen die unerwünschten Nebenwirkungen. Ein Bauer versucht genug zu düngen, um einen guten Ertrag zu erzielen – und gleichzeitig Kosten und Umweltauswirkungen im Rahmen zu halten. Ein Ingenieur weiß, dass ein Motor einen schmalen Bereich hat, in dem er die bestmögliche Leistung bei geringem Verbrauch und Verschleiß liefert. Und ein Betriebswirt weiß: zu wenig Personal überfordert die Mitarbeiter, zu viel ist zu teuer.

Ich frage mich, warum die Volkswirtschaftslehre diesen Begriff bei den Kennziffern, die unser Leben wesentlich beeinflussen, nicht nutzt: beim Energieverbrauch, bei der Verkehrsmenge, beim Umfang der Verkehrsnetze, bei der Vermögensverteilung, beim Bruttosozialprodukt, beim Handelsvolumen… Man geht davon aus, dass sich diese Kenngrößen irgendwie „am Markt“ bilden - und weil sie sich dort gebildet haben, irgendwie „richtig“ sind. Gleichzeitig sind wir unzufrieden mit den gefundenen Lösungen, konstatieren zu viel Verkehr, zu hohen Energieverbrauch, zu viel Umweltverschmutzung, zu viel Landschaftszerstörung, zu hohe Arbeitslosigkeit, zu viel Ungleichheit usw.

Ich halte die gesamtgesellschaftliche Zufriedenheit für den besten Maßstab zur Bestimmung des Erfolgs von Politik, insbesondere von Wirtschaftspolitik. Und man sollte diese Kenngrößen entsprechend untersuchen.

Dazu eignet sich die sogenannte „Grenzwertbetrachtung“. Man setzt die zu untersuchende Kenngröße (Energieverbrauch, Verkehrsmenge, Handelsvolumen, Bruttosozialprodukt etc.) auf „Null“ und auf „unendlich“ und betrachtet die Auswirkung auf die abhängige Variable: die gesamtgesellschaftliche Zufriedenheit.

Dabei zeigt sich, dass eine Zunahme der Kenngrößen „gegen unendlich“ zur Zerstörung der Lebensgrundlagen auf unserem Planeten führen und die Lebensqualität auf Null fallen würde.

Und ebenso ist der gegenläufige Grenzwert - also „Null“ Energie, Verkehr, Handel etc. nicht erstrebenswert. Es drängt sich der Schluss auf, dass es ein Optimum (evt. mehrere Optima) für jede Kenngröße geben muss.

(Graphik)

Diese Seiten versuchen Antworten auf die Fragen zu geben, wie diese Optima bestimmt werden können, wer über deren Lage befinden kann und darf, und wie sich eine Gesellschaft aus nicht optimalen Situationen den optimalen annähern kann.