Wenn man Mittel und Zweck verwechselt...

Definitionsgemäß ist das Bruttosozialprodukt „die Summe aller Güter und Dienstleistungen in der jeweiligen Landeswährung, die in einer Volkswirtschaft innerhalb eines Jahres hergestellt bzw. bereitgestellt wurden“.

Diese Kennziffer betrachtet die etablierte Volkswirtschaftslehre als Maßstab für den wirtschaftlichen Erfolg und für das Wohlergehen eines Landes. Das erscheint sonderbar, wenn man als das eigentliche Ziel allen politischen Handelns die Maximierung der gesamtgesellschaftlichen Zufriedenheit betrachtet – wir haben dies im Beitrag ÜberGlück dargestellt.

Was aber misst das Bruttosozialprodukt wirklich?

Die „Summe des Wertes aller Waren und Dienstleistungen“ ist offensichtlich ein “Aufwand“, der notwendig ist, um das Erwünschte zu erreichen. Das eigentliche Ziel ist die Maximierung der gesamtgesellschaftlichen Zufriedenheit.

Der Kraftstoffverbrauch eines Fahrzeugs ist damit vergleichbar. Kein Mensch käme auf die Idee, ein Auto zu kaufen, das möglichst viel Kraftstoff verbraucht, um sich darüber zu freuen und darauf hinzuwirken, dass dieser Verbrauch auch noch jedes Jahr um einige Prozente steigt. Natürlich fährt kein Auto ohne Kraftstoff. Er ist notwendig, um das Fahrzeug in Bewegung zu setzen. Man möchte aber den Verbrauch so gering wie möglich halten, um das Gewünschte - beim Auto die Transportleistung - zu erhalten.

Das Bruttosozialprodukt ist in hohem Maße an den ökologischen Fußabdruck einer Volkswirtschaft gekoppelt. Wirtschaftliche Aktivitäten haben immer Umweltverschmutzung, Zerstörung von Naturlandschaft, die Minderung der Lebensqualität etc. zur Folge. Somit ist ein hohes und stetig wachsendes Bruttosozialprodukt nicht geeignet, die gesamtgesellschaftliche Zufriedenheit zu maximieren.

Notwendig ist vielmehr ein Optimierungsprozeß, den wir im Beitrag überOptima beschreiben. Die Gesellschaft wägt dabei ab, welches Bruttosozialprodukt unter den gegebenen Bedingungen die größtmögliche gesamtgesellschaftliche Zufriedenheit ergibt.

Ökonomen und inzwischen auch nahezu alle Politiker argumentieren aber so wie ein Autofahrer, der partout das Auto mit dem größtmöglichen Kraftstoffverbrauch kaufen will. Es ist sonderbar.